Vaterschaftsurlaub

Ja zum Vaterschafturlaub

Am 27. September stimmen wir über fünf eidgenössische Vorlagen ab. Zu jeder Vorlage publiziere ich hier eine kleine «Anweisung zur Abstimmung».

Anweisung 4/5: Ja zum Vaterschafturlaub.

Begründung: Väter sollen innerhalb von sechs Monaten ab Geburt eines Kindes insgesamt zwei Wochen bezahlten Urlaub beziehen können. Die dafür notwendigen 230 Millionen Franken pro Jahr werden wie die Mutterschafts-Entschädigung über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert. In diese zahlen alle Arbeitnehmenden und alle Arbeitgebenden darum pro 1000.- Einkommen zusätzlich je 25 Rappen ein. Die finanzielle Belastung ist verkraftbar und der gesellschaftliche Gewinn ist immens: Der Vaterschaftsurlaub ermöglicht dem Vater, sich an der Betreuungsarbeit des Kindes zu beteiligen. Das wiederum erlaubt Paaren eine partnerschaftliche Rollenteilung. Frauen können eher im Erwerbsleben bleiben. Neu können nicht nur Grosskonzerne den Vaterschaftsurlaub anbieten, sondern auch KMUs.

Hintergrund: Immer wenn ich den erweiterten Familien-Kreis in Kopenhagen besuche, fällt mir vor allem eines auf: Wie ruhig und entspannt es in Kaffees, Restaurants, Parks und auf öffentlichen Plätzen ist. Zwängelnde Kinder? Entnervte Eltern? Eine Seltenheit. Ganze 52 Wochen, also ein volles Jahr, haben Dänemarks Eltern Anspruch auf Elternurlaub. Die ersten Wochen sind im Falle einer Entbindung geregelt auf Mutter und dem Vater aufgeteilt, die letzten 32 Wochen des Urlaubes können frei organisiert werden. Bei Adoption kann der größte Teil des Urlaubs frei aufgeteilt werden. Er muss hingegen bezogen werden, bevor das Kind 9 Jahre alt wird. Aber nicht nur das: Eltern werden von spezialisierten Betreuungsfachpersonen zuhause besucht. Eine Stunde pro Woche können so neue Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden. Zum Wohl des Kindes.

Diese Regelung zeigt ein ganz anderes Verständnis von der Bedeutung der Betreuung von Kindern als wir das in der Schweiz kennen. Zwar wissen auch wir, dass sich die Qualität der Betreuung auf unzählige Bereiche unserer Gesellschaft auswirkt. Auch der Bericht des Bundesrates (2015) zum Thema «Jugend und Gewalt – Stand der Prävention und Zusammenwirken mit Intervention und Repression» kommt unter anderem zum Schluss: «Im Bereich der Familie tragen verschiedene etablierte Massnahmen wie Mütter- und Väterberatung, Suchtprävention, Kindes- und Jugendschutz, familien-ergänzende Kinderbetreuung, Elternbildung etc. zur Gewaltprävention bei.»

Bessere schulische Leistungen bis hin zu weniger Kriminalität. Und – mir ganz wichtig – entspannte Kaffees. Worauf also warten wir?

Ja zu einer entspannten Gesellschaft. Ja zum Vaterschafturlaub.

Alle Anweisungen in Kurzform: JA zum Vaterschaftsurlaub, NEIN zur Begrenzungsinitiative, NEIN zum Kinderabzug, NEIN zum Kampfjet, NEIN zum Jagdgesetz

Alle Anweisungen zur Abstimmung vom 27. September 2020 gibt’s hier.

Website
Ja zum Vaterschaftsurlaub
www.vaterschaftsurlaub.ch

Online: Bundesamt für Sozialversicherungen BSV
Vaterschaftsurlaub / Änderung des Erwerbsersatzgesetzes (EO)
Schweizerische Eidgenossenschaft

Online: Europäische Kommission
Dänemark – Mutterschaftsgeld
Europäische Kommission

Online: Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesrat 2015
Bericht des Bundesrates: Jugend und Gewalt
Pdf Download

Fernsehen: SRF, Arena, 11.09.202
Abstimmungsareana zum Vaterschaftsurlaub
Schweizer Radio und Fernsehen

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