Die Vielschichtigkeit der Geschlechtsverhältnisse und -identitäten in der Verflechtung biologischer und sozialer Faktoren abgebildet.

Die Verflechtung biologischer und sozialer Faktoren

Grosser Rat, Vorzimmer: Wer denkt, Politik sei von Streit geprägt, der irrt. Selbstverständlich ist man sich selten einig; nicht zwischen Parteien und auch nicht innerhalb der Fraktionen. Wer über Kompetenz in der Lösungsfindung verfügt, ist klar im Vorteil. Hat aber auch wirklich viel zu tun.

So versuchte sich Christian von Wartburg am vergangenen Mittwoch im Vorzimmer des Grossratssaals in der Quadratur des Kreises um das Gleichstellungsgesetz. Wie bilden wir die Vielschichtigkeit der Geschlechtsverhältnisse und -identitäten in der Verflechtung biologischer und sozialer Faktoren in einem Gesetz ab? Das ist die Gretchenfrage bei der Revision des Gleichstellungsgesetzes. Oder anders:

Wer soll denn nun gegenüber wem gleichgestellt werden, wenn wir uns nicht mehr ausschliesslich an den amtlichen Geschlechtseinträgen «weiblich» und «männlich» orientieren?

Es ist ganz einfach, hat Christian von Wartburg herausgfunden:

Bisher:
– Gleichstellung von Frau und Mann

Neu:
– Gleichstellung von Frau und Mann
– Gleichstellung von homo und hetero
– Gleichstellung von trans und cis
– Gleichstellung von nonbinär und binär

Bisheriges bleibt also: Die Gleichstellung von Frauen und Männern wird weiter vorangetrieben. Zusätzlich erweitern wir die Gleichstellungsarbeit um die Faktoren sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität: hier sollen homosexuelle Menschen mit heterosexuellen Menschen, trans Menschen mit cis Menscheen und nonbinäre Menschen mit binären Menschen gleichgestellt werden.

Das klingt nach viel? Ist es nicht. Denn die Herausforderung aller Gleichstellungsarbeit ist das Überwinden normativer Strukturen, die Menschen einen Lebensweg einschlagen lassen, der ihnen entweder nicht entspricht oder durch den sie benachteiligt werden. Das neue Gleichstellungsgesetz ist die Grundlage für eine kantonale Gleichstellungsarbeit, die dieser Herausforderung wirkungsvoll begegnen kann.

Die erweiterte Gleichstellung grafisch umgesetzt ist im Bild zur Notiz zu sehen (oben). Mehr zur Diskussion um die Revision des Gleichstellungsgesetzzes gibt’s hier. Einen Einblick in die ehrenhafte Vermittlungsarbeit von Christian von Wartburg im Vorszimmer des Grossratssaals? Voila:

Research zu Geschlecht, Sex, Gender: Christian von Wartburg (SP), links, mit Bruno Lötscher (die Mitte).

Foto zur Notiz: Johannes Sieber