Marc Fehlmann

Erfolg ja, aber nicht zu laut

Seine Erfolge sind unbestritten. Marc Fehlmann hat in den nur drei Jahren seit seiner Übernahe des leckgeschlagenen Schiffs namens Historisches Museum Basel (HMB) beachtliches geleistet: Steigerung der Drittmittel von gut 800 Tausend auf weit über 3 Millionen Franken. Das ermöglichte eine Steigerung im Aufwandvolumen von 2.5 Millionen auf über 14.5 Millionen. Besonders positiv zu Buche schlug die Ausstellung zum tausendjährigen Bestehen des Basler Münsters. Auch die Einnahmen aus den Eintritten und Shopverkäufen haben sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt.

Es muss also hinter den Vitrinen ziemlich viel Porzellan zerschlagen worden sein. Fehlmann, im Winter wegen eines Burnouts krank geschrieben, durfte sich nach ein paar wenigen publik gewordenen Unstimmigkeiten mit seiner Chefin, der Regierungsratspräsidentin Elisabeth Ackermann, plötzlich nicht mehr öffentlich äussern. Später sollte ein Mediatorenteam die Konfliktparteien wieder auf gemeinsame Wege begleiten. Es ist bis heute nicht bekannt, wer miteinander in Konflikt steht und warum.

Dieser «Konfliktlösungsprozess» sei leider gescheitert, liess Elisabeth Ackermann nun verlauten und stellte den Direktor Fehlmann per sofort frei. Notabene handelt es sich dabei nicht um eine Kündigung, was den Vorteil mit sich bringt, dass Fehlmann weiterhin an das Amtsgeheimnis gebunden bleibt und somit schweigen muss.

Gefeuert und mit Maulkorb still gemacht: Ist hier ein Genie über den eigenen Wahnsinn gestolpert oder doch eher über den Wahlkampf der Regierungsratspräsidentin? So oder so: Die Öffentlichkeit hat das Recht auf mehr Informationen.

Die Fragen sind: War die Kritik von Marc Fehlmann an den Zuständen des Museums (im Besonderen betreffend Lager) berechtigt? Was ist einmalig an der Weise, wie er Drittgelder akquirierte? Wie sollten diese gemäss Regierung anders akquiriert werden? Bestehen dazu Richtlinien? Ist die Kritik an Fehlmann überhaupt berechtigt oder handelt es sich hier ganz einfach um Mobbing? Warum verhängte man ihm die letzten Monate einen Maulkorb? Und warum stellt man ihn jetzt frei mit einem Maulkorb? Hat Fehlmann den Rechtsweg eingeleitet oder warum nahm er sich einen Anwalt? Was kostet uns Steuerzahler dieser Abgang? Warum ist das nicht publik?

Selbstverständlich stellt die Linke Ackermanns Entscheid als Führungsstärke dar und die Rechte selbigen als Führungsschwäche. Es sind ja bald Wahlen. Stossend an der Angelegenheit ist, dass Marc Fehlmann sich nicht zu seiner Freistellung äussern darf. Das lässt an Ackermanns Aussagen zweifeln. Nicht nur, weil sie verkündet hat, dass sich die Parteien über die Modalitäten der Beendigung des Arbeitsverhältnisses einvernehmlich geeinigt hätten. Das zumindest ist erwiesenermaßen falsch.

Zeitung: bzBasel, 06.08.2020
Der Museumsdirektor Marc Fehlmann ist weg – laut Regierungsrätin Ackermann «muss wieder Ruhe ins Museum kommen»
bz – Zeitung für die Region Basel

Zeitung: BaZ, 06.08.2020
Ackermann entlässt ihren besten Mann
Basler Zeitung

Radio: SRF Regionaljournal Basel, 07.08.2020
Neue Strategie für das Historische Museum
SRF Schweizer Radio und Fernsehen

Zeitung: bzBasel, 08.08.2020
Der Streit um des Museumsdirektors Abgang
bz – Zeitung für die Region Basel

Nachtrag: Die Basler Zeitung berichtet am 10.08.2020: «Mitarbeiter erheben gegen Manuel Eichenberger, die Nummer zwei der Geschäftsleitung des Historischen Museums Basel, schwere Vorwürfe. Die Regierungspräsidentin habe mit Direktor Marc Fehlmann den falschen Mann freigestellt.»

Zeitung: Basler Zeitung, 10.08.2020
«Der Stellvertreter konnte sich austoben.»
Basler Zeitung

Nachtrag vom 12.08.2020: Ein treffender Kommentar von Tobit Schäfer in der bzBasel:

Zeitung: bzBasel, 12.08.2020
Machtpolitik schlägt Sachpolitik: «Leider gewinnt man aktuell den Eindruck, dass die Verantwortlichen nichts aus vergangenen Fehlern gelernt haben.»
bz – Zeitung für die Region Basel

Nachtrag vom 20.08.2020: Der GPK-Sonderbericht wird publiziert:

Grosser Rat: Medienmitteilung, 20.08.2020
GPK-Sonderbericht: Fragwürdiger Umgang des Präsidialdepartementes mit dem Historischen Museum Basel
Basel Stadt, Geschäfsprüfungskommission

Zeitung: bzBasel, 20.08.2020
Nach Sonderbericht der GPK: Ackermanns Rückhalt schwindet
bz – Zeitung für die Region Basel

Online: Online Reports, 20.08.2020
Vernichtende GPK-Kritik an Regierungs-Präsidentin
Online Reports