ERBSENZAEHLER

Künstliche Intelligenz. Thema in der Kulturförderung?

Grosser Rat, schriftliche Anfrage: Die Auseinandersetzung mit Algorithmen und das (Nicht-)Bewusstsein ihres Einflusses auf unser Leben ist mehr und mehr Thema. Es werden Szenarien diskutiert, wie unser Leben mit «künstlicher Intelligenz» (KI) in Zukunft aussehen könnte. Diskutiert werden Fragen wie: Wie viel Mensch ist in der künstlichen Intelligenz – und geht es auch ohne uns? Wie sorgen wir für einen verantwortungsvollen Einsatz von KI? Und kommt es zu grundlegenden Machtverschiebungen durch den Einsatz dieses Werkzeuges?

«Künstliche Intelligenz» ist mittlerweile überall. Sie verändert unser Leben und Arbeiten auch in der Kunst und Kultur. «Wie steht es um die Wahrheit?», fragte dann auch die «Ars Electronica» anfangs September in Linz. Sie ist eines der wichtigsten Festivals für Kunst, Technologie und Gesellschaft. In diesem Jahr zeigte sie auf, dass KI auch im Kunstschaffen bereits heute mit am Werk ist: Mit Hilfe von KI werden Texte verfasst und Videos ‘gedreht’, verstorbene Stars werden ‘wiederbelebt’, musikalische Kreation entsteht durch KI-unterstützte Komposition. KI ‘schreibt’ Beethoven’s 10. Sinfonie zu Ende.

In diesem Zusammenhang bitte ich den Regierungsrat folgende Fragen zu beantworten:

1. Inwiefern setzt sich die Kulturförderung des Kantons Basel-Stadt mit dem Thema «Künstliche Intelligenz» (KI) auseinander? Besteht insbesondere eine Auseinandersetzung hinsichtlich Fragen zu Technik, Wirtschaftlichkeit und Recht?

2. Ist der Regierungsrat der Ansicht, dass in der aktuellen Kulturförderungspraxis ausreichend Räume bestehen für die experimentelle Auseinandersetzung mit KI? Falls ja, welche sind das? Falls nein, gedenkt er welche zu schaffen?

3. Kann Kunst und Kultur die gesellschaftliche Beschäftigung mit KI anregen oder auslösen? Kann dadurch in der Gesellschaft ein kritischer Umgang mit KI gefördert werden?

4. Ist der Kulturbetrieb und die Kreativwirtschaft der Metropolregion Basel ausreichend mit Hard- und Software ausgestattet, um mit KI zu arbeiten? Besteht bezüglich Infrastruktur Handlungsbedarf?

5. Bestehen zwecks Knowhow-Transfers und Synergie Nutzens heute Netzwerke zur Wirtschaft und besteht die Zusammenarbeit mit der Industrie, namentlich Tech-Firmen, die im Thema KI führend sind? Falls nicht, plant der Regierungsrat solche zu erschliessen? Sieht er andere Wege, hiesige Kultur- und Kreativschaffende hinsichtlich Kompetenzen in KI zu fördern?

6. Wo sieht der Regierungsrat die Chancen und wo die Risiken der KI für und in der Kulturförderung? Inwiefern gedenkt er beispielsweise, KI für das Bewerten von Kultur, resp. das Anwenden von Bewertungskriterien einzusetzen? Falls ja, nach welchen Leitlinien geschieht das?

7. Verfügt die kantonale Kulturförderung über ausreichende Kompetenz im Thema KI? Falls nicht, wie gedenkt der Regierungsrat dieses Knowhow zu einzubinden?

8. Ist beabsichtigt, Anlässe und andere Foren zu schaffen, die eine interdisziplinäre Auseinandersetzung (Kunst und Wirtschaft) mit KI ermöglichen? Könnten dabei die hiesige Kreativwirtschaft-Szene und die Institutionen wie die FHNW oder die Universität eine Rolle spielen?

Der Regierungsrat wird die Fragen voraussichtlich in drei Monaten beantworten.

Online: Grosser Rat, Geschäft Nr. 23.5524
Schriftliche Anfrage Johannes Sieber betreffend «künstliche Intelligenz» im Kunstschaffen und der Kulturförderung
Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäftsverzeichnis

Zeitung: Basler Zeitung, Mélanie Honegger, 18.10.2023
Kulturverbände fürchten wegen künstlicher Intelligenz um Jobs
Basler Zeitung

Fernsehen: ZDF, Aspekte, 08.09.2023
Wie kreativ ist die KI? aspekte auf der „Ars Electronica“ in Linz
ZDF, Aspekte

Website Ars Electronica
Die Ars Electronica ist ein Festival zur Präsentation und Förderung von Kunst in enger Verbindung mit (digitaler) Technik und gesellschaftlichen Fragestellungen, das alljährlich in Linz (Oberösterreich) stattfindet.
Ars Electronica

Website Ars Electronica
Schweizer Kunstprojekte im Rampenlicht
Ars Electronica

Foto zu Notiz: ERBSENZÄHLER Quality Sorter V2 / Verena Friedrich (DE) an der Ars Electronica