Nordsterin

Nachtkultur in Turbulenzen

Eine Woche im Wechselbad der Gefühle für Unternehmen der (Nacht-)kultur neigt sich dem Ende zu. Zu Beginn etwas Gutes:

Up: Nach über einem Monat der Ungewissheit verlängerte der Bundesrat am Mittwoch den Corona-Erwerbsersatz für Selbstständigerwerbende und Teilhabende an Kulturunternehmen bis zum 16. September 2020. Unzählige Konzert-Venues, Clubs und Gastronomie-Betriebe, Kunst- und Kreativschaffende und andere KMUs und Selbstständige der Kreativbranche werden damit – zumindest vorläufig – vor dem Konkurs gerettet. Es war höchste Zeit!

Down: Denn gleichzeitig und aufgrund der steigenden Covid19 Fallzahlen verschärften sich die Anforderungen an die diversen Schutzkonzepte: Im Öffentlichen Verkehr wird Maske getragen, Clubs müssen die Identität und Kontaktdaten jedes einzelnen Gasts registrieren, damit im Ernstfall ein lückenloses Contact Tracing möglich wird. Sehr viel Aufwand, aber: berechtigte Massnahmen!

Up: Einen Tag darauf erhöht der Regierungsrat von Basel-Stadt die Mittel für Ausfallentschädigungen im Kulturbereich auf 15 Millionen Franken. Ein Zeichen dafür, dass die Notrufe aus der Branche gehört wurden?

Down: Die Covid19 Fallzahlen sind besorgniserregend, was besonders die Clubs erneut medial unter Druck bringt. So setzt Telebasel die Veranstaltungen vom Nordstern auf dem Schiff mit dem Superspreader-Fall in einem Club in Zürich und dem illegalen Rave in Bern gleich. Das, obwohl gerade der Nordstern sein Schutzkonzept gewissenhaft umsetzt und eigentlich als Vorbild für die Branche gelten sollte.

Down: Auch Peter Knechtli von OnlineReports spart nicht an undifferenzierter Kritik. Er verwechselt in einem Kommentar gar die Diskussion über die Systemrelevanz von Kultur mit dem dringlichen Ruf nach strukturstützenden Massnahmen für eine Branche, der es bis vor Kurzem noch gänzlich verboten war, ihren Betrieb aufzunehmen. Dabei ist die Gleichung nun wirklich nicht sehr schwierig zu verstehen: Wird der Betrieb verboten, muss Unterstützung gewährleistet werden. Wird nicht unterstützt, muss geöffnet werden können. DAS war die Forderung der Verbände.

Down: Der Gipfel des Irrsinns aber lieferte diese Woche die Covid Taskforce des Bundes: Nachdem er den Clubs den Betrieb wieder erlaubt, empfiehlt er eindringlichst, nicht hinzugehen. Entschuldigung?!

Up: Während es die SBB nachvollziehbarerweise nicht als Ihre Aufgabe verstehen, ihre Fahrgäste auf das Tragen der Maske zu kontrollieren, betreiben die zahlreichen seriösen Unternehmen der Nachtkultur einen enormen Aufwand, den berechtigten kantonalen Verordnungen bezüglich Contact-Tracing nachzukommen. Ein Beispiel dafür ist das extra entwickelte Covtra – Covid19 Contact Tracing für Clubs. Es ist seit diesem Wochenende mit Zürcher Veranstaltungsorten im Pilotbetrieb.

Basel-Stadt: Medienmitteilung Regierungsrat, 02.07.2020
Regierungsrat erhöht Mittel für Ausfallentschädigungen im Kulturbereich auf 15 Mio
Kanton Basel-Stadt

Online: Notizen, 22.06.2020
Night of Light: Alarmstufe Rot
Johannes Sieber, Notizen

TV: Telebasel, 29.06.2020
Party auch in Basel – auf dem Nordstern-Schiff ging die Post ab
TeleBasel

Online: 20 Minuten, 03.07.2020
Live-Ticker: «Dringende Empfehlungen» der Covid-Taskforcez
20 Minuten

Online: OnlineReports, 03.07.2020
Die Lockerungs-Treiber: Plötzlich ruhig
OnlineReports

TV: Tagesschau, SRF, 03.07.2020
Maskenpflicht: SBB-Chef Ducrot vor seine Mitarbeitenden
Schweizer Radio und Fernsehen

Website
MaskeCovtra – Covid19 Contact Tracing
www.covtra.ch

Foto zur Notiz: Roman Schoch, www.romanscho.ch