Nachtökomomie Metropolregion Basel

Die Nachtökonomie Basels ist unterschätzt

Grosser Rat, schriftliche Anfrage: Die Club- und Nachtkultur im Zentrum der Metropolregion Basel ist Ausdruck eines urbanen Lebensgefühls, ein kreativer Schaffensraum und zugleich gesellschaftlicher Begegnungsort. Sie bietet Orte gelebter Diversität und trägt wesentlich zum kulturellen Profil der Stadt bei.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die Betrachtung als Kultur der Nachtökonomie als Ganzes ausreichend gerecht wird. Es geht dabei nicht nur um Bars und Clubs, sondern auch um Restaurants, Kulturstätten, Veranstaltungen und deren Verflechtung mit anderen städtischen Lebensbereichen. Die Nachtökonomie umfasst alle wirtschaftlichen Aktivitäten mit Fokus auf die Abend- und Nachtstunden. Sie ist ein Thema der Standortförderung und es stellt sich die Frage, wie wir sie als Wirtschaftsfaktor weiterentwickeln

Zur Nachtökonomie in der Metropolregion Basel sind relativ wenige Grundlagen bekannt. Es existieren kaum Daten zu den ökonomischen, räumlichen und soziokulturellen Strukturen und Wirkungen. Sie wird, wenn überhaupt, nur ungenügend als Wirtschaftsfaktor verstanden. Wohl darum scheint ihre Weiterentwicklung eher dem Zufall überlassen zu sein. Die Zukunft einzelner Clubs und ganzer Zwischennutzungsareale ist ungewiss und aufgrund der aktuellen Stadtplanung eher unwahrscheinlich. Es muss angenommen werden, dass aufgrund fehlender Erkenntnisse zu ihrer Bedeutung die Nachtökonomie nur ungenügend Platz in der aktuellen Stadtentwicklung findet. Der Unterzeichnende regt an, nach dem Vorbild der Stadt Stuttgart mittels einer «Nachtökonomischen Studie» diese Grundlagen zu erarbeiten.

Vor diesem Hintergrund bittet der Unterzeichnende den Regierungsrat über den aktuellen Wissensstand und allfällige Wissenslücken zu ökonomischen, räumlichen und soziokulturellen Strukturen und Wirkungen des Nachtlebens in der Metropolregion Basel zu informieren. Und folgende Fragen aus der Perspektive Standortförderung und Wirtschaftsentwicklung zu beantworten.

  1. Wirtschaftlich: Wie beurteilt der Regierungsrat die Nachtökonomie als Wirtschaftsfaktor? Was ist bekannt über das direkte und indirekte Einkommen, die Beschäftigungszahlen und die Wertschöpfung der Nachtökonomie? Wie beurteilt der Regierungsrat die Wirkung der Nachtökonomie auf den Standort Basel und dessen Attraktivität? Welche Daten und Grundlagen sind erfasst? Wir wird mit den Zahlen gearbeitet?
  2. Stadtentwicklung: Wie ist die Nachtökonomie in die Stadtplanung integriert? Wie wird sie in aktuellen und zukünftigen Prozessen der Stadtplanung berücksichtigt? Liegt eine systematische Bestandsaufnahme vor und auf welchen Grundlagen basiert die Bedarfsprognose? Wie lautet die Bedarfsprognose? Über welche zivilgesellschaftlichen Organisationen ist der Regierungsrat im Dialog mit Akteur:innen der Nachtökonomie? Bestehen institutionalisierte Dialoge? Existiert eine gezielte Ausweisung von Flächen oder Anteilen der Nachtökonomie in der Stadtplanung? Wenn nein, warum nicht? Wie sind die aktuellen Zahlen dazu?
  3. Soziokulturell: Inwiefern fördert die bestehende Nachtökonomie soziale Begegnungen und in welchem Ausmass ist sie förderlich für Integration, Gemeinschaft und die individuelle Entfaltung? Ist das Angebot in Basel divers genug bezüglich Musikrichtungen, Zielgruppen und niederschwelliger Veranstaltungsformate? Existieren Herausforderungen bezüglich des Ausschlusses bestimmter Gruppen aufgrund z.B. Sicherheitsbedenken oder zu hoher Preise?
  4. Nachtökonomischen Studie: Ist der Regierungsrat der Ansicht, dass das bestehende Wissen über die Basler Nachtökonomie ausreicht, um die richtigen politischen Entscheidungen zu treffen? Kann er aufgrund der vorliegenden Informationen beurteilen, ob der Kanton das Potenzial der Nachtökonomie ausreichend nutzt? Tut er es? Geht der Regierungsrat mit dem Unterzeichnenden einig, dass es vielversprechend wäre, im Rahmen einer «Nachtökonomischen Studie» das Nachtleben der Metropolregion Basel zu «vermessen», so wie das die Studie «Stuttgart bei Nacht» im Auftrag der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart im Jahr 2023 für Stuttgart getan hat?

Der Regierungsrat hat drei Monate Zeit, die Fragen zu beantworten.

Online: Grosser Rat, Geschäftsverzeichnis, Nr. 25.5207
Schriftliche Anfrage Johannes Sieber betreffend eine Studie zu ökonomischen, räumlichen und soziokulturellen Strukturen und Wirkungen des Nachtlebens in der Metropolregion Basel (Nachtökonomie)
Grosser Rat, Geschäftsverzeichnis

Foto zur Notiz: Nick Fewings