Johannes Sieber empfiehlt Jo Vergeat (Grüne)

Soll bleiben: Jo Vergeat

Für die Erneuerungswahlen am 20. Oktober 2024 empfehle ich aus jeder der sieben Fraktionen im Grossen Rat eine:n Grossrät:in zur Wiederwahl. Vom Grün-Alternativen Bündnis (GAB) über die Mitte bis zur Schweizerischen Volkspartei (SVP) publiziere ich hier sieben Persönlichkeiten aus dem Grossen Rat – und empfehle sie zur Wiederwahl. Mit je einem kurzen Gespräch über die Politik, den Ratsbetrieb und den Kanton Basel-Stadt.

Hintergrund: Soll ein amtierender Grossrat den politischen Gegner zur Wiederwahl empfehlen? Eher nicht. Tue ich es trotzdem? Ja, hier der Grund.

Fraktion Grün-Alternatives Bündnis: Jo Vergeat (Grüne)

Jo Vergeat ist gerade mal 30 Jahre jung und war schon Statthalterin und Präsidentin des Grossen Rats, das höchste politische Amt, das es im Kanton Basel-Stadt überhaupt gibt. Die Grünen hätten den Fehler machen können, sie auf die Erneuerungswahl im Herbst zur Kandidatur für den Regierungsrat zu drängen. Die Wahlchancen wären durchaus intakt gewesen, die Chance, sie als Zukunftshoffnung zu verbrennen jedoch grösser. Überhaupt würde die Kulturmanagerin fehlen, müsste sie ihre unzähligen Engagements zugunsten eines Regierungsamts ruhen lassen. Unter vielem ist sie nach Sebastian Köllikers Abgang ins Bundeshaus die treibende Kraft hinter Kulturstadt Jetzt. Das verschafft ihr einen Platz in meinen Empfehlungen.

Johannes Sieber: Jo Vergeat, du bist mit Laurin Hoppler als Hoffnungsträgerin der grünen Jugend in die Legislatur 2021-2025 gestartet. Klimawende subito! Gibt’s zu, der Boden der Realität ist hart.

Jo Vergeat: Absolut. Das ist mir schon vor meinem Amtsantritt 2019 klar geworden. Insbesondere in der Klimapolitik hat der Grosse Rat mit dem Kommissionsbericht der Spezialkommission Klimaschutz wichtige Vorarbeit geleistet. Jetzt warten wir auf die Umsetzungsvorschläge der Regierung. Und leider dauert das und das nervt, weil die Zeit drängt.

JS: In der Politik dauert schon alles brutal lange. Überrascht bin ich jedoch auch über die teils klimaresistenten Haltungen. Nicht alle sehen den Handlungsbedarf, beispielsweise beim Stadtklima. Wie gehst du damit um?

JV: Einerseits frustriert es mich enorm. Seit dem Klimastreik 2018 und dem Klimajahr 2019 habe ich das Gefühl wir machen vor allem Rückschritte. Es gibt so viel zu tun, und auch die Regierung (da bist Du vielleicht nicht einverstanden) macht zu wenig und zu langsam vorwärts. Andererseits versuche ich immer weiter für eine klimafreundliche Zukunft zu weibeln und immer wieder jemanden für ein kleines Thema zu begeistern. So sind wir am Schluss als Grossrat doch weniger klimarestistent. 

JS: Genau, damit bin ich nicht einverstanden, ich finde das Stadtklimakonzept von Esther Keller sehr überzeugend. Dennoch habe ich grössten Respekt vor dir: In deiner ersten Legislatur lässt du dich in die Geschäftsleitung des Parlaments wählen, machst die Statthalterin und die Grossratspräsidentin. Wann hast du diesen Entscheid das erste Mal bereut?

JV: Als ich meine Antrittsrede schreiben musste. Erst da wurde mir so richtig bewusst, was da auf mich zukommt und wie viel Ohren und Augen sich in diesem Jahr auf mich richten werden. Schlussendlich hat das Jahr richtig viele Herausforderungen mit sich gebracht, aber das spornt mich an und ich würde mich heute wieder für dieses Amt bewerben.

JS: Als Grossratspräsidentin hat man zwar den Stichentscheid, ist darüber hinaus aber politisch eher zurückhaltend. Jetzt geht’s in deine dritte Legislatur. Was hast du vor?

JV: Ich möchte weiter an der Kompromissfähigkeit unseres Parlaments mitarbeiten und ein paar kleine Probleme anpacken. Zum Beispiel würde ich mir wünschen, dass unsere tollen Museen mehr kooperativ zusammenarbeiten und so neue, spannende Ausstellungen generieren. Oder für mehr Begrünung im Kleinen sorgen. Ich möchte endlich die Massnahmen zu unseren Klimazielen sehen und da ansetzen. Wer weiss, vielleicht muss man beim Klimaaktionsplan der Regierung doch noch einiges verbessern. Und ich möchte nach der Soca-Schliessung an einer neuen Lösung für die Jugendkultur mitarbeiten. 

JS: Wir sind zusammen im Kollektiv Kulturstadt Jetzt, das du zurecht stark prägst. Kannst du hier mal öffentlich machen, was es mit der mysteriösen Bewegung auf sich hat?

JV: Wir sind ein wilder Haufen, der sich öfter mal gar nicht einig als einig ist. Das macht Kulturstadt Jetzt wohl zum schrägsten politischen Gefäss und dennoch zu einem meiner Liebsten. Aktiv ist, wer gerade Energie oder Wut in sich hat und uns verbindet die Liebe zum lokalen Kulturschaffen und einer Stadt, in der was los ist. Kulturstadt Jetzt kann man schlecht fassen und das treibt auch mich manchmal zur Verzweiflung. Dennoch sind alle da, wenns brennt und sind gerade dann besonders erfolgreich. Das beeindruckt mich und hat mich in meiner politischen Arbeit sehr geprägt.

JS: Kulturstadt Jetzt hat mit der Trinkgeld-Initiative einen grossen Coup gelandet. 5% des gesamten Kulturbudgets gehen neu an die Alternativkultur. Bei der Umsetzung, namentlich beim Paket der Clubförderung gibt es nun aber auch viel Unzufriedenheit. War das vorhersehbar?

JV: Ja! Die Fördergefässe der Clubförderung sind ganz neue Instrumente. Sie sind noch mitten in der Entwicklung und wenn der Kanton erstmals Gelder in einem neuen Bereich spricht, gibt es immer Unzufriedenheiten. Ich weiss dass alle Beteiligten die eingegangene Kritik ernst nehmen und bin gespannt auf die nächste Förderung. 

JS: Ich bin gespannt, ob dem tatsächlich so ist. Trump oder Harris?

JV: Was für eine Frage. Harris natürlich. Amerika hat eine Präsidentin mehr als verdient.

JS: Exakt. Danke für das Gespräch!

Empfehlung:
Schreiben Sie Jo Vergeat maximal (!) 1x auf die Liste 10 der GLP. Wählen Sie unter keinen Umständen die Liste ihrer Partei! Das könnte viel Ungemach über unsere Stadt bringen, und ich müsste viel Schelte von meiner Partei für diese Aktion hier einstecken… 😉

Wählen Sie weise mit der Liste 10 der Grünliberalen Partei in allen Wahlkreisen und verzichten Sie, bis auf die hier aufgeführten Ausnahmen, auf jegliches Panaschieren.

Vielen Dank!
Johannes Sieber, Liste 10/GLP, Wahlkreis Kleinbasel

Online: Johannes Sieber Notizen, Erneuerungswahlen 2024
Wahlen 24: Eine Empfehlung aus jeder Fraktion
Johannes Sieber, Notizen

Online: Johannes Sieber, Erneuerungswahlen, 20. Oktober 2024
3x auf die Liste 10/GLP im Kleinbasel: Johannes Sieber
Johannes Sieber, Erneuerungswahlen 2024

Foto: Lucia Hunziker