Für die Erneuerungswahlen am 20. Oktober 2024 empfehle ich aus jeder der sieben Fraktionen im Grossen Rat eine:n Grossrät:in zur Wiederwahl. Vom Grün-Alternativen Bündnis (GAB) über die Mitte bis zur Schweizerischen Volkspartei (SVP) publiziere ich hier sieben Persönlichkeiten aus dem Grossen Rat – und empfehle sie zur Wiederwahl. Mit je einem kurzen Gespräch über die Politik, den Ratsbetrieb und den Kanton Basel-Stadt.
Hintergrund: Soll ein amtierender Grossrat den politischen Gegner zur Wiederwahl empfehlen? Eher nicht. Tue ich es trotzdem? Ja, hier der Grund.
Fraktion Grünliberale Partei: Sandra Bothe (GLP)
Sandra Bothe ist die Duracell-Häsin unserer GLP-Fraktion. Keine arbeitet so viel wie sie, ist vertieft in diversen Geschäften und hat gleichzeitig den Überblick über das anstehende politische Geschehen. Ihr genügt ein Blick auf die Traktandenliste der Session und sie kann mit einer erstaunlichen Treffsicherheit prognostizieren, welche Geschäfte sogenannte Match-Geschäfte sind. Bei denen wir als GLP zwischen dem bürgerlichen Block (Mitte bis SVP) und links/grün das allseits bekannte Zünglein an der Waage spielen werden. Sandra Bothe leitet eine Bildungsinstitution, eine Tagesstruktur und sie ist Mutter von drei Söhnen. Mit ihrer Fachgruppe Bildung gestaltet sie die Bildungspolitik der GLP – mit grossem Erfolg. Gründe genug für das Plätzchen auf meiner Liste.
Johannes Sieber: Du prägst mit deiner Fachgruppe Bildung nicht nur die Bildungspolitik unserer Partei, die GLP ist zwischenzeitlich eine der wichtigsten Stimmen in der Basler Bildungspolitik. Woher hast du die Begeisterung und Energie für das Thema?
Sandra Bothe: Meine Energie schöpfe ich aus der Überzeugung, dass Bildung und die Beziehung, die wir zu Kindern und Jugendlichen in der Schule, in der Familie, in der Betreuung oder im Quartier aufbauen, der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft sind. Gute Bildungschancen entstehen nicht nur durch Wissensvermittlung, sondern auch durch ein starkes Netz an unterstützenden Beziehungen und Bezugspersonen, die Vertrauen und Sicherheit schaffen. Diese Verbindungen sind entscheidend, um Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu begleiten und ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Diese Überzeugung treibt mich an, mich mit voller Kraft für optimale Rahmenbedingungen im Bildungsbereich einzusetzen, gleiche Chancen zu schaffen, eine umfassende Begleitung von Familien in allen Lebensphasen sicherzustellen und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten. Damit schaffen wir die Basis für eine chancengerechte Gesellschaft, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und soziale Sicherheit zu erfahren. Wenn das Wohl der jungen Generation gestärkt wird, profitieren alle Altersgruppen davon. So kann sich unsere Gesellschaft wirklich entfalten und nachhaltig weiterentwickeln.
Es treibt mich aber auch an, dass ich nicht einfach wegschauen kann, wenn ich Ungerechtigkeit erlebe oder bemerke, dass Dinge aus meiner Sicht „schieflaufen“. Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der mich regelrecht dazu auffordert, dort aktiv zu werden, wo ich den Bedarf an Veränderungen sehe. Dann setze ich automatisch Energie frei, um der Sache auf den Grund zu gehen, mir fundiertes Wissen anzueignen und klare Positionen zu erarbeiten – oft im intensiven Austausch mit anderen. Wenn Handeln notwendig ist, setze ich mich voll und ganz dafür ein, auch wenn das manchmal so vereinnahmend ist, dass es nicht nur meine Gesundheit, sondern auch mein Privat- und Familienleben beeinträchtigt. Mein Thema ist „Abgrenzung“, daran muss ich arbeiten.
JS: Wir sind als GLP-Fraktion oft das Zünglein an der Waage und entscheiden wichtige Geschäfte, was uns Kritik von Links wie rechts einschenkt. Wie gehst du damit um?
SB: Ich sehe das ziemlich entspannt. Innerhalb unserer Fraktion haben wir klare Verantwortlichkeiten für die verschiedenen Geschäfte, und ich vertraue auf die fundierten Beurteilungen meiner Kolleginnen und Kollegen, die dann auch Ansprechperson gegenüber der Öffentlichkeit sind. Unsere Entscheidungen basieren auf sachlichen Argumenten, was mir sehr liegt, und wir tragen sie in der Regel als Team gemeinsam. Kritik begegnen wir daher auch als Team.
Aber natürlich sind manche Entscheidungsprozesse in einer Gruppe von unterschiedlichen Menschen nicht immer einfach und können zu intensiven Diskussionen innerhalb der Fraktion führen. Doch am Ende ist die Art und Weise, wie wir ein Geschäft kommunizieren, oft genauso wichtig wie die Entscheidung selbst.
Mein Ziel ist es, dass unsere Positionen verständlich sind und unsere Entscheidungen nachvollziehbar. Ich glaube, wir werden darin immer besser, auch wenn es natürlich immer Luft nach oben gibt. Die Arbeit in der Fraktion ist wie mit gutem Wein – sie reift mit der Zeit.
JS: Dank deinem ausgeprägten Sinn für die Entwicklung von politischen Geschäften, kannst du oft weit im Vorfeld vorhersagen, welche Geschäfte im politischen Basel für Aufsehen sorgen, wie machst du das?
SB: Ich denke, es ist eine Kombination aus meinem natürlichen Interesse und der Neugier am politischen und kulturellen Geschehen in unserem Kanton und einer bewussten Beobachtung der öffentlichen Debatten. Ich lese täglich die relevanten Zeitungen, verfolge Online-Medien und bin aktiv auf politischen Social-Media-Plattformen. Dadurch erkenne ich Trends und kann die Reaktionen auf aktuelle kantonale Ereignisse einordnen. Es ist wohl auch eine Frage der Sensibilität, die Stimmungen in der Gesellschaft aufzunehmen und mit einem gewissen politischen Instinkt die möglichen Auswirkungen auf aktuelle und kommende Geschäfte vorherzusehen.
JS: Ihr habt in Riehen eine eigene politische Gemeindebene. Als Kleinbasler kenne ich das so nicht. Was sind die Herausforderungen damit?
SB: Politische gesehen, geht es darum, die Balance zwischen lokaler Gemeindeautonomie und übergeordneter kantonaler Zusammenarbeit zu wahren, was besonders dann Fingerspitzengefühl erfordert, wenn die Interessen von Riehen nicht vollständig mit denen des Kantons oder der Stadt übereinstimmen. Riehen tickt manchmal einfach anders, und ich vertrete meinen Wahlkreis im Kanton mit diesem Bewusstsein. Gleichzeitig ist es wichtig, genau dann Brücken zu bauen und Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven zu schaffen, um konstruktive Lösungen zu ermöglichen, die allen gerecht werden.
Auch in dieser Legislatur gab es politische Geschäfte, bei denen ich die Herausforderung deutlich spürte, wie zum Beispiel bei der Debatte zur Umgestaltung des Vorplatzes am Friedhof Hörnli und der darauffolgenden Abstimmung. Ich habe mich entschieden für den Erhalt bestimmter Parkzonen eingesetzt, obwohl die Mehrheit der Fraktion eine andere Position vertrat.
Dieser Moment war für mich persönlich schwierig, da sich die GLP-Mitglieder und Einwohnerräte in Riehen ebenso klar für den Erhalt des Vorplatzes in seiner bisherigen Form ausgesprochen hatten – und ich auch ihre Interessen vertrete. Natürlich hätte ich mir gewünscht, überzeugender gewesen zu sein und die Interessen von Riehen noch nachdrücklicher zu vertreten. Wir hätten dann eine Abstimmung verhindern können. Dieser Prozess hat viel Energie gekostet, auch emotional.
Das zeigt aber den Zusammenhang mit deiner vorigen Frage 2: Es kommt tatsächlich vor, dass man sich trotz intensiver Diskussionen nicht einig wird und den Alleingang aus Überzeugung wagt. Für mich ist dabei entscheidend, dass der respektvolle und achtsame Umgang innerhalb des Teams gewahrt bleibt, selbst wenn die Meinungen auseinandergehen.
JS: Du redest so schnell, ich bin gar nicht zum Zwischenfragen gekommen…Harris oder Trump?
SB: Klar Harris – sie baut Brücken, während Trump mit dem Kopf gegen die Mauer rennt, die er errichtet.
JS: Sehr schönes Bild. Danke für’s Gespräch!
Meine Empfehlung:
Schreiben Sie Sandra Bothe – im Unterschied zu allen anderen hier Empfohlenen – 3x auf die Liste 10 der GLP. Stellen Sie sicher, dass Sie die Liste der GLP gewählt haben oder schreiben Sie im Falle einer leeren Liste oben «Grünliberale Partei GLP» drauf. Das ist von hoher Bedeutung!
Wählen Sie weise mit der Liste 10 der Grünliberalen Partei in allen Wahlkreisen und verzichten Sie, bis auf die hier aufgeführten Ausnahmen, auf jegliches Panaschieren.
Vielen Dank!
Johannes Sieber, Liste 10/GLP, Wahlkreis Kleinbasel
Online: Johannes Sieber Notizen, Erneuerungswahlen 2024
Wahlen 24: Eine Empfehlung aus jeder Fraktion
Johannes Sieber, Notizen
Online: Johannes Sieber, Erneuerungswahlen, 20. Oktober 2024
3x auf die Liste 10/GLP im Kleinbasel: Johannes Sieber
Johannes Sieber, Erneuerungswahlen 2024
Foto zur Notiz: Lucia Hunziker