Manuel Rieder, Tarzan

Tarzan macht nicht mit

Wer wie ich in einem pädagogisch verklärten Haushalt aufgewachsen ist, hat keine Weihnachten, keine Ostern und auch keinen Auffahrts-Donnerstag erlebt, ohne nicht auch den geschichtlichen Hintergrund dieser Tage erklärt bekommen zu haben. Für uns Kinder bedeuteten sie vor allem eines : Geschenke, Schoggi und schulfrei.

Womöglich wundert es mich darum, dass der morgige «Black Friday» zwar seit Beginn der Woche mit Shopping-Tipps und Side-Stories medial begleitet wird, vom Hintergrund jedoch wenig zu lesen ist.

Der Black Friday wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt, der wiederum auf den vierten Donnerstag im November fällt. Black Friday gilt als Beginn der Weihnachtseinkaufssaison. Mit teils massiven Preisabschlägen soll der Umsatz angekurbelt werden. Eine umstrittene Theorie besagt, dass der Begriff mit dem New Yorker Börsencrash vom 29. Oktober 1929 in Verbindung gebracht werden muss.

In der Schweiz gab es 2007 erste Back Friday Aktionen, aber erst als Manor 2015 als erster großer Detailhändler beim Shoppingevent mitmachte, war der Tag lanciert. Manor erzielte an diesem Tag einen dreimal höheren Umsatz als an einem normalen Freitag.

Längst wurde der Aktions-Tag zu einer Aktions-Woche ausgeweitet. Wer davor beispielsweise einen Fernseher kaufen möchte, wird mit etwas Glück vom Verkaufspersonal unter der Hand darauf hingewiesen, dass das selbe Gerät in der bald startenden Aktion zum halben Preis erhältlich ist. Wohl nicht ganz zufällig werden die Zahlen vor und nach der Aktionswoche nicht publiziert.

Die Aktion steht in der Kritik, weil die Referenz-Preise angeblich häufig aus der Luft gegriffen sind und der effektive Rabatt sich lediglich um die 10-20% bewegt und nicht bei den versprochenen 60-70%. Erste Gegentrends zum Black Friday entwickelten sich schon früh. Beispielsweise mit dem «Buy Nothing Day». Auch in Basel wenden sich immer mehr Unternehmer bereits wieder ab vom Irrsinn der Aktionswoche und punkten mit klaren wie wahren Botschaften:

«Black Friday ist ein schwarzer Tag für die Umwelt. Und ein Tag voller schlechter Kaufentscheidungen. Enorme Abfallberge entstehen jedes Jahr mit Dingen, die sonst nicht gekauft worden wären und schneller im Müll landen, als man «Schnäppchen» sagen kann. Wir machen nicht mit. Fülle die Lücke in deinem Kleiderschrank lieber mit einem Stück, dass auch in Jahren noch Freude bereitet. Denn Stil braucht Zeit und einen klaren Kopf.
Dein Tarzan-Team»

Auch das REH4, ein Zusammenschluss von kreativen Köpfen im Kleinbasel, mit Shops, Cafés, Bars, Galerien und Off-Spaces lassen den Black Friday seit Jahren konsequent aus.

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Online: Wikipedia
Black Friday
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Online: Blick, 25.11.2020
Jetzt hagelt es grosse Rabatte
Blick

Zeitung: Tagesanzeiger, 24.11.2020
13 Tipps gegen den Black-Friday-Frust
Tagesanzeiger

Foto zur Notiz: Manuel Rieder, Tarzan