Manuel Gübeli, Being Sascha

Manuel Gübeli filmt Leben

Beziehungen, Sexualität, Gender und ganz generell die Auseinandersetzung mit dem Ich in Bezug auf die Gesellschaft; das sind Themen des Filmemachers, Künstlers und Schriftstellers Manuel Gübeli. Er filmt Leben.

Ende November hat er mit seinem Dokumentarfilm «Being Sascha» den Basler Kurzfilmpreis gewonnen. Im Januar zeigen die 56. Solothurner Filmtage sein neustes Werk.

«Being Sascha» gewährt in poetischer Erzählweise einen Einblick in das Leben, Fühlen und Denken eines Menschen, der nicht so richtig für unsere Gesellschaft vorgesehen zu sein scheint. Oder umgekehrt. Das Porträt der nicht-binären Transperson Sascha Rijkeboer regt an, Kategorien zu hinterfragen.

Die Begegnung und die Arbeit mit Sascha Rijkeboer für den Film hat auch Manuel Gübeli verändert und weitergebracht, wie er sagt. So habe er sich eine inklusivere Sprache antrainiert und selber erlebt, welchen Einfluss das auf das eigene Denken hat.

Manuel sah Sascha vor über zwei Jahren am Luststreifen Film Festival. «Ich bin damals ohne Erwartungen an diese Lesung gegangen», erinnert sich Gübeli, «und dann trat dieser Mensch auf die Bühne und brachte mich zum Nachdenken und Lachen. Saschas Art, über das eigene Leben zu reden, hat mich beeindruckt.»

Erst ein Jahr nach dieser Begegnung nahm Gübeli das Konzept für den Film in Angriff. «So ein Film entsteht im Prozess immer wieder neu», bemerkt Gübeli, «nach dem ersten Gespräch mit Sascha merkte ich, dass unsere Beziehung, das Aufeinandertreffen unserer Rollen als Regisseur und Protagonist*in im Film vielleicht offengelegt werden sollte. Auch weil es sich als wichtiger Teil der ganzen Thematik herausstellte.»

Die gefilmten Interviews hat Gübeli im Drehbuchprozess zu einem Text verdichtet und mit Aissa Tripodi zur Geschichte geformt. Eine Erzählstimme sinniert über Geschlecht, Sexualität, Identität, Gesellschaft – das Leben. Die vom Produzenten und Kameramann Peter Zwierko filmisch festgehaltenen Szenen schaffen im Schnitt von Katharina Bhend eine Ebene auffallender Gewöhnlichkeit: Kleider waschen, Rauchen auf dem Balkon, telefonieren, Sprache lernen. Szenen aus dem Interview brechen diese Erzählung.

Manuel Gübeli war Journalist, bevor er mit 36 Jahren sein Filmstudium in Luzern begann. Ausschlaggebend dafür war der Film «Shotbus» über diverse Lebensgeschichten, die im gleichnamigen Club in New York zusammentreffen. Sein erster Kurzfilm «Sexperiment» (2005) war dann auch ein Film über Mut, Selbstbestimmung, persönliche Grenzen und den Reiz des Unbekannten. Seine Abschlussarbeit «Eigenleben» beschäftigt sich mit der Last der unbeschränkten Möglichkeiten und dem Anspruch junger Menschen, ein glückliches Leben zu leben. Mit seinem neusten Kurzfilm «Being Sascha» ist ihm ein feinfühliges Portrait über einen Menschen gelungen, mit dem wir vielleicht alle mehr Gemeinsamkeiten sehen könnten, würden wir etwas besser auf uns hören.

«Being Sascha» wird an den 56. Solothurner Filmtagen gezeigt, die vom 20. bis 27. Januar 2021 als vielseitige Online-Ausgabe stattfinden werden. Zudem läuft der Kurzfilm noch bis Ende Januar online auf 3sat-Mediathek.

Dieses Portrait erschien in der Programmzeitung, Januar 2021

Website
Being Sascha, Film
www.beingsascha.com

Website
Manuel Gübeli
www.manuelguebeli.com

Website
56. Solothurner Filmtage
www.solothurnerfilmtage.ch

Website
3sat-Mediathek
www.3sat.de

Website
Programmzeitung
www.programmzeitung.ch

Foto zur Notiz: Manuel Gübeli (l) von Aissa Tripodi; Sascha Rijkeboer von sulacofilm.