Basel-Stadt hat ein grosses Angebot an Kultur. Wir fördern Kultur vielfältig und grosszügig. Das ist gut so. Wir legen Wert darauf, dass Kultur für alle Menschen zugänglich ist. Die kulturelle Partizipation soll auch für Menschen möglich sein, deren Haushaltsbudget knapp ist. Auch das ist richtig. Kultur findet zudem im öffentlichen Raum statt. Es ist darum richtig, dass ein Jugendkulturfestival auf dem Barfüsserplatz oder ein Floss am Kleinbasler Rheinufer frei zugänglich sind und wir die temporären kulturellen Spielstätten nicht hinter errichteten Gehegen verstecken, um sie nur durch Eintrittsgelder zugänglich zu machen. Das würde dem offenen Geist der Kulturstadt Basel widersprechen.
Gleichzeitig ist festzustellen, dass die Bereitschaft für Kultur zu bezahlen, stetig sinkt. Die Ticketpreise für Konzerte der Populärmusik, beispielsweise, sind in Basel-Stadt tiefer als in anderen, vergleichbaren Städten. Es ist zu beobachten, dass auch staatlich subventionierte Kulturinstitutionen Eintrittspreise nach dem Meccano «von – bis» einführen. Dass also Kultur nicht mehr nach der Zahlungsmöglichkeit der Gäste sondern nach ihrer Zahlungsbereitschaft angeboten wird. Das, obwohl beispielsweise mit der «Kulturlegi» ein Instrument besteht, um den Zugang zur Kultur sicherzustellen. Ausgerechnet die «Kulturlegi», jedoch, ist beispielsweise in Zürich viel besser etabliert. Ist das Zufall?
Vor diesem Hintergrund interessiert sich der Unterzeichnende für die Zahlungsbereitschaft für Kultur im Kanton Basel-Stadt und für die Überlegungen zu einer Strategie zur Steigerung der Zahlungsbereitschaft für Kultur. Er bittet den Regierungsrat, folgende Fragen zu beantworten:
- Teilt der Regierungsrat die Beobachtung, dass in Basel-Stadt die Zahlungsbereitschaft für Kultur tiefer liegt als in vergleichbaren Städten (Zürich, Bern, Lausanne, Genf)? Hat er diese Beobachtung mit Zahlen erhärtet? Beispielsweise anhand der Ticketpreise?
- Wie erklärt sich der Regierungsrat die tiefere Zahlungsbereitschaft für Kultur im Kanton Basel-Stadt? Ist die Grenznähe zu Deutschland und Frankreich ausschlaggebend? Falls ja, inwiefern? Sind diese Beobachtungen mit Zahlen unterlegt?
- Existieren strategische Überlegungen zur Steigerung der Zahlungsbereitschaft für Kultur? Wie kann diese gesteigert werden bei gleichbleibender Sicherung der Zugänglichkeit? Kann die Stärkung der «Kulturlegi» dafür eine Rolle spielen? Gibt es andere Instrumente?
- Inwiefern fliessen diese und andere Überlegungen in Kulturförderentscheide ein? Wird beispielsweise darauf geachtet, dass nicht zu viel vom Selben gefördert wird? Gibt es in Leistungsvereinbarungen beispielsweise Vorgaben für das Ticketing? Oder andere Überlegungen und Massnahmen?
- Ist geplant, die Zahlungsbereitschaft für Kultur als Thema im neuen Kulturleitbild zu berücksichtigen?
Online: Grosser Rat, Geschäftsverzeichnis, Nr. 24.5510
Schriftliche Anfrage Johannes Sieber betreffend eine Strategie zur Steigerung der Zahlungsbereitschaft für Kultur
Grosser Rat, Geschäftsverzeichnis
Online: Bajour, Valerie Zaslawski, Helena Krauser, 31. Januar 2025
Eine Nacht als Retterin?
Bajour
Foto: Jonas Leupe, Unsplash