Kinderabzug Nein

Nein zum Kinderabzug

Am 27. September stimmen wir über fünf eidgenössische Vorlagen ab. Zu jeder Vorlage publiziere ich hier eine kleine «Anweisung zur Abstimmung».

Anweisung 5/5: Nein zum Kinderabzug.

Begründung: Bei der direkten Bundessteuer soll der maximale Abzug für die Drittbetreuung von Kindern von 10’100 auf 25’000 Franken pro Kind erhöht werden. Zudem wird der allgemeine Kinderabzug von 6’500 auf 10’000 Franken erhöht, sodass Familien unabhängig von der Betreuungsform ihrer Kinder entlastet werden. Das führt zu Steuerausfällen von 380 Millionen Franken. Da jedoch nur die besser verdienenden Familien überhaupt Bundessteuer bezahlen (es sind 60%), ist diese Vorlage leider nicht halb so sozial, wie sie daher kommt. Aber mehr noch: Sie verfehlt ihre Wirkung. Darum wurde dagegen das Referendum ergriffen. Zurecht!

Hintergrund: Kinder sind teuer. Zwei Kinder kosten durchschnittlich je 754 Franken pro Monat, drei Kinder kommen auf je 607 Franken. Demnach kosten zwei Kinder bis zum zwanzigsten Lebensjahr 361’920 Franken, bei drei Kindern kommt eine Belastung von einer halben Million Franken auf die Eltern zu.

Einig ist man sich, dass Familien bei der Betreuungsarbeit staatlich unterstützt werden sollen. Sei es durch Kinderzulagen, Krippenplätze oder eben indem sie die Kosten bei den Steuern geltend machen können. Die Frage ist nur: welche Massnahmen sind wann die richtigen?

Bei dieser Vorlage ist die Antwort für einmal klar: Sie begünstigt ausschliesslich besserverdienende Familien, während rund 40% der Familien auf ihren Kosten sitzen bleiben – ausgerechnet jene, für die eben diese Kosten das grössere Problem sein dürften.

Die Vorlage ist das Resultat eines ziemlich wirren politischen Prozesses. Die ursprüngliche Idee war es, die Kosten für die externe Betreuung steuerlich geltend zu machen. Das würde der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegen kommen. Doch nach einem Vorstoss im Parlament, soll der Betrag nun für jedes Kind – unabhängig von der Art der Betreuung möglch sein. Selbstverständlich kam der Vorstoss von der CVP, die gerne das traditionelle Familien-Bild konserviert hätte.

So kam es, dass nun die Gutverdienenden für jedes Kind 25’000.- bei der Bundessteuer geltend machen können sollen. Ganz unabhängig davon, ob diese Kosten tatsächlich anfallen oder ob irgendeine Dringlichkeit dafür besteht.

So wurde aus einer guten Idee eine denkbar schlechte Vorlage. Sie ist abzulehnen. Nein zum Kinderabzug!

Alle Anweisungen in Kurzform: JA zum Vaterschaftsurlaub, NEIN zur Begrenzungsinitiative, NEIN zum Kinderabzug, NEIN zum Kampfjet, NEIN zum Jagdgesetz

Alle Anweisungen zur Abstimmung vom 27. September 2020 gibt’s hier.

Radio: SRF, Rendez-vous, 28.08.2020
Höhere Kinderabzüge – Zickzackkurs einer Steuervorlage
Schweizer Radio und Fernsehen

Online: Watson, 19.08.2020
Wer profitiert von höheren Kinderabzügen?
Watson

Online: Wirschaftsportal HZ, 12.09.2019
Was kostet ein Kind?
Wirschaftsportal Handelszeitung

Fernsehen: SRF, Arena, 18.09.2020
Abstimmungsarena – Kinderabzüge
Schweizer Radio und Fernsehen

Foto zur Notiz: Sharon McCutcheon, Unsplash