Guadian, Fred W McDarrah, Getty

Keine Selbstverständlichkeit

28. Juni 1969: Für Wochen lieferten sich hunderte Schwule, Lesben, Bi-Sexuelle, Trans- und queere Menschen (LGBTQ+) im Greenwich Village von New York eine Strassenschlacht mit der Polizei. Erstmals wehrten sie sich gegen die Schikanen und die willkürlichen Razien in ihrer Bar «Stonewall Inn».

Zwar gelten die Unruhen vor 50 Jahren als Geburtsstunde der Bewegung, doch der Unmut schwelte über Jahre. 1966 hatten Transgender-Gäste einer Cafeteria in San Francisco die Polizei angegriffen, nachdem sie jahrelang belästigt und diskriminiert worden waren. Ebenfalls in San Francisco wehrte man sich sieben Jahre davor gegen die Verhaftung von Drag Queens, Sexarbeiterinnen und schwulen Männern.

Der Aufstand machte weltweit Schlagzeilen – und fand in den Jahren darauf in Form von Demonstrations-Märschen in vielen Städten der USA und Europa Nachahmung. Und das ist gut so. Bis heute wird jeweils im Juni für die Rechte von LGBTIQ+ Menschen demonstriert. Das 50-Jahre-Jubiläum im vergangenen Jahr in New York zählte über 5 Millionen Menschen. In Basel wurde 2019 mit einem Gedenkmarsch an Stonewall erinnert. In diesem Jahr fielen die meisten Kundgebungen aufgrund der Covid19-Massnahmen aus. Eine «Global Pride» wurde online durchgeführt.

28. Juni 2020: Die fünf Jahrzehnte des Kampfes nach den Unruhen erwecken manchmal den Eindruck, dass sich der Bogen des moralischen Universums tatsächlich in Richtung Gerechtigkeit neigt. Innerhalb eines einzigen Lebens hat sich Homosexualität vielerorts von einem Verbrechen, einer psychiatrischen Störung und einem Leben als registrierter Sexualstraftäter zu einer sozial und rechtlich anerkannten sexuellen Identität entwickelt.

Gleichzeitig ist es mit der «Selbstverständlichkeit», wie sie auch in der Schweiz von vielen politischen Parteien gut gemeint propagiert wird, nicht weit her. Der ganze Irrsinn der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft zeigte sich auch kürzlich wieder bei der Frage, ob verheiratete lesbische Paare Zugang zur Fortpflanzungsmedizin haben sollen oder nicht. Und noch bevor die «Ehe für Alle» den Ständerat passiert, hat die nationalkonservative Partei EDU das Referendum gegen die Vorlage angekündigt.

Das regionale Highlight in diesem Jahr: Das Historische Museum Basel zeigt erstmals zum Christopher Street Day die Regenbogenfahne, die seit 2007 fester Bestandteil der Sammlung ist:

Zeitung: The Guardian, The long read, 28.06.2020
Party and protest: the radical history of gay liberation, Stonewall and Pride
The Guardian

Zeitung: The Guardian, 30.06.2019
Oew York leads way as Pride marches mark 50 years since Stonewall
The Guardian

Website
habs queer Basel
www.habs.ch

Website
Create Equality
www.create-equality.ch

Website
GayBasel – buntes Treiben in Basel
www.GayBasel.org

Foto zur Notiz: The Guardian, Fred W McDarrah, Getty